Donnerstag, 20. Mai 2010

Freitag, 14. Mai 2010, Preikestolen

War's am Donnerstagabend noch bewölkt und kühl, so kündigte sich der heutige Tag mit strahlendem Sonnenschein an. Es herrschten beste Voraussetzungen, um unser Vorhaben, auf den Preikestolen zu wandern, inTat umzusetzen. Leider hatten wir in unserer Planung Auffahrt nicht berücksichtigt und so waren wir mit dieser Idee natürlich nicht alleine. Zahlreiche Touristen und Einheimische, welche dieses lange Wochenende nutzen wollten (kein Wunder, am 17. Mai ist auch noch Nationalfeiertag) fanden sich mit Sack und Pack, Autos und Wohnmobilen auf dem Parkplatz zum Preikestolen ein. Auch Patrick und ich zogen frohen Mutes - nebst all den anderen, hundert Leuten - los, den Berg zu besteigen. Dass wir auf unserer Wanderung nicht allein sein würden, war uns klar, als wir morgens den ersten Blick nach draussen riskierten und dieses Prachtswetter sahen, dass es aber in einem Massenauflauf enden würde, damit hatten wir dann doch nicht gerechnet. Zuerst wanderte eine Gruppe 'chilenischer Nachwuchsfussballer' vor unserer Nase (wir wissen natürlich nicht, ob es sich tatsächlich um chilenische Nachwuchsfussballer handelt, wir suchten lediglich nach einer Erklärung, weshalb diese jungen Typen so flink den Berg raufkamen und topfit wirkten ;] ;] ). Wobei die Bezeichnung 'Wandern' doch sehr gewagt ist! Die Jungs waren gröstenteils sehr léger (um nicht zu sagen 'machomässig') unterwegs. Nike-Turnschuhe, die Hosen auf Halbmast (damit's so richtig 'cool' aussieht), Trainer-jäckchen aus Fallschirmstoff und top gestylt (sie haben eher den Eindruck erweckt, als seien sie auf dem Weg in die City falsch abgebogen...) Darunter war einer von ihnen war gar mit den Krücken unterwegs. Einer seiner Kompagnons hat sich seiner erbarmt und ihn auf den Buckel genommen. Wie weit sie gekommen sind, ist uns leider nicht bekannt, da wir unverzüglich ein Überholmanöver eingeleitet haben. Es gibt eine Sportart, die nennt sich 'Speed Climbing', ich glaube, das, was wir während des Aufstieges zum Preikestolen gemacht haben, kommt dem sehr nahe. Aber was blieb uns auch anderes übrig? Wir wollten möglichst 'unsere Ruhe' und 'alleine' Wandern. So mussten wir zusehen, dass unser Abstand zu denen hinter uns und denen vor uns immer gross genug blieb. Sollte fotografiert werden, musste das schnell gehen, damit die anderen nicht noch aufholten! Endlich auf dem Preikestolen angekommen (nebst all den hundert anderen Touristen...), haben wir uns Schritt für Schritt an den 600m tief abfallenden Abgrund des 'Predigerstuhls' gewagt. Das war schon atemberaubend! So tief runter zu sehen... bei uns in der Schweiz wäre diese Aussichtsplattform doppelt und dreifach mit Zäunen, Absperrgittern und weiss der Geier was noch versehen worden, nicht so in Norwegen. Dort gibt es kein Zaun, noch nicht mal eine Markierung welche die Besucher davor warnt, zu weit an die Kante zu treten. Patrick und ich haben uns gefragt, wie viele Touristen dort wohl schon abgestürzt sind... (Sollte man mal googeln....) Nachdem wir uns eine Weile an der Tiefe ergötzt haben, hatten wir keine Lust mehr, uns noch länger im Getümmel der internationalen Besucher aufzuhalten. Patrick hatte die zündende Idee und so separierten wir uns auf einem anderen Berg, der sich direkt neben dem Preikestolen befindet. Dort hatten wir eine gute Sicht auf auf den charaktertypisch zugeschnittenen Besucherfelsen, unsere Ruhe und genossen das schöne Wetter bei Käse, Brot, Schinken, Schokolade und Wein. Das ist ein Leben sag ich euch! Nachdem der Wein zur Neige gegangen war, wurden wir etwas müde und so machten wir's uns auf dem Moos, das dort in grosszügiger Weise wuchs, bequem und dösten. Geweckt wurden wir von Trommelschlägen. Im ersten Augenblick fragten wir uns, ob wir im falschen Film wären. Ein Griff zum Feldstecher (mittlerweile sind wir unter die Voyeure und Spanner gegangen ;] ;] ;] ) hat uns die Antwort geliefert: da sass eine Banane! Besser gesagt, ein Mann - im Bananenkostüm - 'irrte' zwischen den Touristen auf dem Preikestolen herum während im Hintergrund seine 'Kumpels' die Trommeln schlugen. Was die ganze Aktion sollte, ob sie aus Langeweile geschah, als PR-Gag diente oder irgendeinem anderen, höheren Zweck diente, ist uns bis heute ebenfalls nicht bekannt. Wieder etwas später, mittlerweile war es etwa 17h, haben wir unser kleines, gemütliches Plätzchen wieder verlassen und sind noch einmal zum Preikestolen rauf gewandert. Immer noch waren ein paar Leute dort, wenn gleich nicht mehr so viele wie am frühen Nachmittag. Patrick hatte sich mittlerweile das Gesicht verbrannt und sah aus, als wäre er fürchterlich in Verlegenheit geraten.. ;] ;] ;] Etwas später machten wir uns dann an den Abstieg. Wieder achteten wir darauf, ein gewisses Tempo an den Tag zu legen, damit wir auch diesmal nicht von irgendwelchen anderen Leuten eingeholt werden (an dieser Stelle sei ein für allemal gesagt: Wir mögen diesen Touristenauflauf ganz und gar nicht. Wenn wir wandern, dann doch lieber allein und ungestört ;] ). Als wir es dann zu unserem treu wartenden VW-Bus zurück geschafft hatten und vom Parkplatz runterfahren wollten, mussten wir zuerst den Ausgang suchen. Als wir diesen gefunden hatten, erwartete uns die nächste Überraschung. Zitat Patrick: "Äs würmi nid wundere, wenn iz s Parkiere ouno wür choschtä." Ich hab nur gelacht. Nie und nimmer würd das was kosten (naiv!). Dann mussten wir vor einer kleinen Barriere anhalten. Kostenpunkt: 80 Kr (16.- CHF) Ich muss nicht erklären, warum mir das Lachen im Halse steckenblieb. Einmal mehr: Norwegen ist ein teures Land, selbst für uns Schweizer!










1 Kommentar:

  1. Ich hab mal das wegen den Unfällen "gegoogelt".
    Und hier das Ergebnis :

    Trotz der nicht gesicherten Schlucht gab es bislang keinen einzigen Unfall am Preikestolen.

    Im Jahr 2000 verabredeten sich eine Österreicherin und ein Norweger zum gemeinsamen Suizid und stürzten sich dann die Klippe herunter.

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