Sonntag, 30. Mai 2010

Samstag, 22. Mai 2010, Weiterreise

Heute präsentierte sich uns das Wetter wesentlich schlechter als gestern. Schon am Abend zuvor hatte sich der Himmel zugezogen.
So also konnten wir 'ruhigen Gewissens' zur Weiterreise aufbrechen.
Unterwegs machten wir eine Pause. Es regnete in Strömen, doch das hielt uns nicht davon ab, uns wetterfest einzupacken (Es lebe die wind- und regenabweisende
Wanderkleidung!) und loszumarschieren. Unser Ziel war nichts geringeres als die in etwa 600 Meter höhergelegene Höhle mit dem märchenhaftklingenden Namen 'Trollkirche'.
Zuerst liefen wir ein ebenes Stück, welches uns in ein Waldstück führte. Dann stieg der Weg an. Steiler und steiler und er schien kein Ende nehmen zu wollen.
Die ganze Zeit über regnete es ohne Unterlass. Doch das hielt uns nicht auf und so stiegen wir höher und höher, bis wir schliesslich die Waldgrenze hinter uns
gelassen hatten und Gras, Moos und Flechten das Einzige war, das wuchs. Mittlerweile waren wir so hoch, dass wir die Schneegrenze passierten. Schnee! Matschiger
Schnee sogar! Mancherorts war er so tief, dass ich mit dem Fuss eingebrochen bin und ohne Patricks Hilfe wohl nicht so schnell wieder herausgekommen wäre.Er beschrieb
mich - sehr nonchalant übrigens - als 'Käfer, der mit allen Beinen um sich getreten hat'. Er wollte darauf hindeuten, dass alles Gerudere mit Armen und Beinen
nichts bringt, wenn man in einem Loch feststeckt. Im Nachhinein betrachtet ist das natürlich richtig =]
Endlich waren wir oben angekommen. Dort konnten wir uns sogar ins 'Gästebuch' eintragen. Dort war eine Art Briefkasten befestigt, in welchem sich Gästebuch und
ein Kugelschreiber befanden. Danach ging's los... Patrick zauberte unsere Taschenlampe (die man in regelmässigen Abständen von einigen Minuten mit einer Dynamo-
Vorrichtung wieder aufziehen muss) hervor und wir begaben uns zum Höhleneingang - der sich mittlerweile in einen knietiefen Bach verwandelt hatte!
Tja, was nun? Umkehren? Gibt's nicht! Mit den Worten 'Bisch ä Memmä oder bisch keni?' stieg ich als erste in das Wasser, welches meine Beine sogleich bis
zu den Knien umspülte. Im ersten Augenblick war's ein kleiner Schock, im zweiten gar nicht mehr so schlimm. Patrick folgte heroisch meinem Beispiel und wir
begannen, tiefer in die Höhle zu waten. Ein kurzes Stück später fanden wir uns schon wieder auf trockenem Boden vor. Patrick richtete den Strahl der Lampe ein
Stück weiter in die Höhle hinein. Er sah, dass das Wasser wegen des Regens und aufgrund der momentan andauernden Schneeschmelze fast bis zur Höhlendecke reichte.
Wir hätten also fast bis zum Kinn ins Wasser eintauchen müssen. So verkündete er etwas kleinlaut: "Da geht's nicht mehr weiter!"
Lange zu überzeugen brauchte er mich nicht, ich machte rechtsum kehrt und stapfte durchs Wasser wieder zurück zum Höhleneingang; Patrick im Schlepptau, wodurch
mir auch noch ein netter Schnappschuss gelang. Ich will euch ja nichts vorenthalten ;]
So dann machten wir uns mit durchnässten Hosen und einem See in den Wanderschuhen an den Abstieg, der deutlich weniger dauerte als der Aufstieg.
Wieder beim VW-Bus angelangt, tauschten wir unsere nassen Kleider schnell durch trockene aus, um uns nicht noch zu erkälten.
Es sollte noch drei Tage dauern, bis unsere Wanderschuhe nicht mehr nass waren.

Unser Weg führte uns schliesslich auch auf die berühmte Atlantikstrasse, von der es heisst, dass man sie unbedingt befahren sollte, wenn man durch Norwegen reist.
Ich weiss nicht, wieso jetzt genau man das tun sollte, denn mehr als ein paar Brücken (draunter jene berühmte, welche den eleganten Bogen vollführt), bietet
diese Route nämlich nicht!
Gut, vielleicht lag's am schlechten Wetter, aber uns hat die Atlantikstrasse alles andere als vom Hocker gerissen.
Nichtsdestotrotz gefällt uns Norwegen ausnehmend gut!
So fuhren wir weiter, von Schäre zu Schäre. Schäre, so nennt man die vielen, kleinen, zersplitterten Inselteilchen um Kristiansund. Schliesslich bogen wir von unserer
Hauptroute ab und fuhren auf eine der Schären, welche sich teilweise recht hügelig vom Boden abheben. Auf einem kleinen Campingplatz namens Lysö (mit einer auffallend schönen Rasenfläche)
machten wir schliesslich Rast. Normalerweise prakieren wir unseren VW-Bus vor dem Eingang des Campingplatzes, um selbigen dann zu Fuss in Augenschein zu nehmen.
Es gibt nichts Nervigeres, als wenn man seine Ruhe haben will und irgendwelche Leute mit ihrem Fahrzeug andauernd hin und her fahren, da sie sich einfach für
keinen Platz entscheiden können. Deswegen sollte man so etwas einfach zu Fuss tun.
Gerade, als wir losgehen wollten, näherte sich ein älterer Herr, welcher des Englischen wohl nicht mächtig war. Er sagte 'Bling Bling!' und zeigte auf die Klingel,
welche an einem kleinen Häuschen angebracht worden war. Wir versuchten auf Englisch zu erklären, dass wir zuerst den Platz anschauen wollten, um zu entscheiden,
wo wir den Bus abstellen. Der Mann wollte uns entweder nicht zuhören oder verstand uns ganz einfach nicht. Jedenfalls wiedderholte er seine Geste und das 'Bling Bling'
einige Male, bis er schliesslich abwinkte und kehrt machte. Wir waren kaum ein paar Schritte gegange, als eine alte Frau (wohl die Gattin des Blingbling-Mannes)
ans Fenster trat und ebenfalls zu dem kleinen Häuschen mit der Klingel wies. Der Frau konnten wir dann jedoch klar machen, was wir vorhatten und so liess sie
uns gewähren.
Für diesen Tag hatten wir wirklich genug erlebt und so freuten wir uns auf eine leckere, grosszügig berechnete Portion Spaghetti mit selbstgemachter Bolognese.

2 Kommentare:

  1. Wow, huet ab, dass dr i dä Bach igstige sit *g*

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  2. 'Der Geschmack des Abenteuers' ;]
    Aber mir si äbe nid dr Indiana Jones, drum heimer kehrt =] Aber i wär gärn i di Höhli, wär sicher no cool gsi.
    I gloub, du hätsch das ou gmacht, so guet kenn ig di afa ;]

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